(MW) Falls Sie im Herbst große Mengen an Äpfeln haben und nicht wissen wohin damit, bietet sich die eigene Saftherstellung geradezu an. Es ist nicht schwierig, Apfelsaft selbst herzustellen. Ideal sind alle Äpfel von Streuobstwiesen. Speziell alte Sorten, die Sie heutzutage nicht mehr im Supermarkt kaufen können, sind im allgemeinen perfekt für Saft geeignet. Und Sie tun damit noch etwas für die Umwelt. Wer den Saft, je nach gerade vorhandener Apfelsorte, spritzig haben möchte, mischt noch säuerliche Sorten wie den altbekannten Boskoop oder auch neuere Sorten wie Weirouge darunter und rundet den Saft so nach eigenem Geschmack ab. Einen hervorragenden Saft, den Sie so garantiert in keinem Supermarkt bekommen werden!
Sie können für Apfelsaft idealerweise jedes Fallobst verwenden. Also jenes Obst, das als Tafelobst eher ungeeignet, aber zum Wegwerfen zu schade ist. Entfernen Sie unsaubere oder faulige Stellen und verarbeiten Sie den Apfel zur Saftverarbeitung einfach im ganzen – also mit Schale und Kerngehäuse. Mit einer entsprechenden Obstpresse können Sie so auch größere Mengen an Äpfeln zügig verarbeiten. Grundsätzlich gilt als grobe Faustregel: Aus der vorhandenen Kilogramm-Menge Ihrer Äpfeln, erhalten Sie ca. 50% Saft. Abhängig ist die Ausbeute der Saftherstellung übrigens zum einen von der idealen Feinheit der Maische. Zum anderen von der Presskraft der Obstpresse bzw. Apfelpresse. Rein hydraulische Pressen können meist mehr als 50% Saftvolumen auspressen. Dies ist aber nicht immer gewünscht, da mit der höheren Presskraft auch mehr Bitterstoffe aus Schale und Kerngehäuse gepresst werden können (siehe auch Mostherstellung für Anfänger).
Grundsätzlich wird Apfelsaft fast immer kalt gepresst. Eine Ausnahme stellt lediglich der Dampfentsafter dar, bei dem durch das Kochen der Frucht auch eine höhere Saftausbeute möglich wäre - was aber bestenfalls bei kleinen Obstmengen geht. Bei größeren Saftmengen empfiehlt sich das Pasteurisieren des Apfelsaftes in genau kontrollierten Temperaturbereichen, was dem Aroma und Vitamingehalt sehr zuträglich ist.
Welche Geräte brauche ich um Apfelsaft selbst herzustellen?
Sie benötigen erst mal natürlich eine Obstpresse. Welche Arten von Obstpressen es gibt, erläutern wir weiter unten. Ebenso, wie groß Ihre Obstpresse sein sollte. Die Obstpresse bzw. Mostpresse oder Maischepresse, welche Sie zum Pressen von Äpfeln verwenden, unterscheidet sich übrigens technisch praktisch niemals von einer Weinpresse (Traubenpresse / Beerenpresse). Dies ist alles das gleiche! Der Unterschied liegt beim Pressen von Äpfeln eher in der Vorbereitung des Obstes. Während Weintrauben oder Beeren vor dem Pressen bestenfalls gerebelt (also vom Stiel entfernt) werden, muss hartes Kernobst wie Äpfel vor dem Pressen zwingend gemaischt (also zerkleinert) werden.
Sie benötigen deshalb als weiteres eine Obstmühle zum Maischen der Äpfel. Die Maische ist, wie oben erwähnt, sehr entscheidend für das Pressergebnis. Ist die Maische zu grob, was bei vielen sehr einfachen Obstmühlen mit Hakenwalzen der Fall sein kann, ist das Pressergebnis mitunter eher bescheidener. Es können sich bei grober Maische keine Ablaufkanäle bilden und der innere Saftanteil eines großen Apfelstückes kann ganz einfach nicht nach außen gepresst werden. In den meisten Fällen empfehlen wir deshalb eine elektrische Obstmühle bzw. einen Obstmuser. Dies ist die halbe Miete für einen erfolgreichen Pressvorgang!
Zum Schluss müssen Sie den gewonnen Saft noch abfüllen und ggf. bei rund 75 Grad haltbar machen. Ansonsten wird Most draus ;-). Mit was Sie den Saft zum Haltbar machen erhitzen, spielt hierbei keine große Rolle. Es ist beim Pasteurisieren, also dem Haltbar machen durch Wärme, lediglich darauf zu achten, dass Sie sehr genau die Temperaturen einhalten! Ideal ist beim Apfelsaft eine Temperatur von 72°C bis 75°C. Über 80 Grad können deutliche Geschmacksveränderungen eintreten und Vitamine in Mitleidenschaft gezogen werden.
Unterschiedliche Obstmühlen
Im wesentlichen kann man unterscheiden zwischen manuellen Obstmühlen und elektrischen. Bei den manuellen gibt es die Unterscheidung, ob es reine Obstmühlen oder auch Beerenmühlen sind, bei denen man die Vorschneidwelle für Beerenfrüchte ausbauen kann. Auch aus welchem Material die Quetschwalzen sind. Hochwertige Handmühlen können um 200 Euro kosten, aber auch deutlich mehr. Bei den elektrischen wird gerne unterschieden ob Sie aus Edelstahl gefertigt oder lackiert sind. Und wie der Mahlvorgang statt findet. Bei einer elektrischen Schneidmühle oder auch Kernobstschneidmühle wird das Obst mit rotierenden Messern zerkleinert. Dies ist der Standard bei fast allen Obstmusern. Bei einer Rätzmühle, auch Zentrifugalmühle genannt, wird das Obst hingegen durch spezielle Lochsiebe geschleudert. Dies schont das Kerngehäuse. In den Kernen vieler Obstsorten ist nämlich in geringen Mengen Amygdalin bzw. Blausäure enthalten. Ein Gift, das zwar beim Erhitzen meist verdampft und in geringen Mengen selbstverständlich harmlos ist. Dennoch kann es vorteilhaft sein, das Kerngehäuse zu schonen. Dies speziell bei Pressen, die einen sehr hohen Druck mit maximaler Saftausbeute erzeugen.
Grundsätzlich empfehlen wir aber, wie gesagt, in den meisten Fällen eine elektrische Kernobstschneidmühle, da sie der ideale Kompromiss aus Preis, Komfort und wertvoller Saftausbeute ist.
Unterschiedliche Obstpressen
Bedenken Sie hierbei die Menge an Obst, die sie verarbeiten möchten. Die angegebene Literzahl beschreibt bei Obst- bzw. Weinpressen das Volumen des Presskorbes. Teilen Sie diese durch 2, dann können Sie in etwa ermitteln, wie viel Saft Sie pro Pressvorgang erzeugen können. Ebenso entspricht die Literzahl natürlich in etwa der Menge an Obst, die Sie einfüllen. Also mit einer 40 Liter Presse füllen Sie grob geschätzt 40 Kilo Obst ein und erzeugen 20 Liter Saft. Ein Pressvorgang kann hierbei durchaus 15-30 Minuten dauern. Ermitteln Sie bei der Wahl Ihrer Apfelpresse die Menge an Äpfeln, die Ihre Bäume im Durchschnitt abwerfen bzw. die Sie zu Saft verarbeiten möchten. So haben Sie einen Anhaltspunkt, wie lange Sie zur Verarbeitung benötigen.
Unabhängig vom Antrieb (ob per Muskelkraft bei einer klassischen Kelter, hydraulisch mit Muskelkraft oder elektro-hydraulisch) ist sich das Prinzip des Pressens übrigens praktisch immer gleich. Ein Pressstempel drückt die Maische mechanisch zusammen und der austretende bzw. verdrängte Saft tritt seitlich am Korb, durch ein Presstuch, aus.
Eine Besonderheit sind lediglich die, in den letzten Jahren immer beliebter werdenden, Hydropressen. Hier wird mit Hilfe von Wasserdruck im Inneren der Presse eine Art Ballon aufgebläht. Da sich Flüssigkeiten wie Wasser nicht komprimieren lassen, wirkt dieser Druck unmittelbar und großflächig auf die Maische. Und das beste: Es braucht bei einer Hydropresse, wie bei einer manuellen Presse nicht einmal einen Motor. Die 2 bar Druck aus der normalen Wasserleitung reichen, um die Apfelmaische optimal auszupressen. Aus Wasser wird hierbei quasi Saft: Sie benötigen nur so viel Wasser zum Pressen, wie durch den Pressvorgang an Saft verdrängt wird. Weitere Besonderheit der Hydropresse ist, dass der Pressvorgang an den Rändern des Presskorbes stattfindet - im Inneren liegt die ballonartige Hydromembrane. So enstehen sehr kurze und effiziente Ablaufwege zur Seite hin und Sie erhalten schnell einen "trockenen" Presskuchen.
Unterschiedliche Pasteurisiergeräte
Wenn Sie für den Hausgebrauch keinen Kochtopf mit Thermometer verwenden möchten, um die optimale Temperatur von ca. 75 Grad zu erreichen (was sehr schwierig sein kann) und auch keinen elektrischen Pasteurisiertopf (um 100-200 Euro) anschaffen möchten, empfehlen wir ein Saftfass mit Tauchsieder. Denn das Saftfass (das häufig nur zum lagern von Säften verwendet wird) ist auch ein ideales Pasteurisiergerät, um Ihren Saft anschließend in sterile Flaschen oder Bag-in-Box abzufüllen! Beim ersten Pasteurisier-Vorgängen können Sie den Saft aus dem Saftfass z.B. in sterile Flaschen füllen. Beim letzten Pasteurisieren verschließen Sie das Saftfass anschließend einfach luftdicht mit dem Schwimmdeckel und können für den Eigenbedarf monatelang frischen Saft zapfen.
Fazit:
Es ist kein Hexenwerk, aus eigenen Äpfeln wertvollen Apfelsaft herzustellen. Wenn Sie mit einer passenden Obstpresse, einer Obstmühle und einem Gerät zum Pasteurisieren das passende Handwerkszeug haben, wird Ihnen die eigene Apfelsaftherstellung vermutlich auf Anhieb gelingen Und es macht Spaß. Bei speziellen Fragen helfen wir Ihnen aber, wie immer, selbstverständlich auch gerne mit unserer Hotline weiter....
Weitere Infos:
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Obstmühlen:
https://www.fischer-lahr.de/Saft-Herstellung-Obstmuehlen-Obstmuser -
Obstpressen:
https://www.fischer-lahr.de/Weinverarbeitung/Obst-und-Beerenpressen/ -
Saftfass:
https://www.fischer-lahr.de/Saft-Herstellung-Saftfass-Mostfass -
Bag-in-Box:
https://www.fischer-lahr.de/Abfuellen-bag-in-box-Bag-in-Box-284 -
Pasteurisieren
https://www.fischer-lahr.de/Konservieren-Einmachen -
Fallobstsammler für Äpfel
https://www.fischer-lahr.de/Fallobstsammler-Apfel-Sammler