(MW) Seit Jahrhunderten werden Obst und Früchte auf die gleiche Art gepresst: Das eingemaischte, d.h. zerkleinerte Pressgut, wird mittels eines Gewindes (der sogenannten Spindel) verdichtet, bis das letzte Tröpfchen Saft heraus kommt. Es geht beim Pressen also im wesentlichen nur um die Verdichtung des Obstes, um den Saft mit mechanischem Druck daraus zu extrahieren. Seit der Erfindung des Elektromotors und der hydraulischen Übersetzung kann dies auch ohne Muskelkraft geschehen. Der Einfachheit einer Spindelpresse steht hierbei die geballte und manchmal fehleranfällige Technik von Motoren gegenüber. Gibt es nicht noch eine andere Möglichkeit? Ohne Muskelkraft aber auch ohne Motor? Ja. Die Hydropresse bzw. Wasserpresse, die mit reiner Wasserkraft und praktisch völlig ohne drehende Mechanik betrieben wird! * Sie verbindet die Vorteile einer einfachen, mechnischen Maischepresse mit denen einer elektrisch angetriebenen. Und dies bei einer Saftausbeute von 60-70% bei z.B. Äpfeln!
Ich habe doch kein Wasserkraftwerk, wird nun mancher einwenden. Doch, ihre Wasserleitung! Eine Hydropresse nutzt nämlich, fast kostenlos, die etwa 2,5 bar Druck eines normalen Wasseranschlusses als Energiequelle. Das Wassergewicht praktisch des gesamten Wasserleitungs-Systems drückt hier hydraulisch auf ihr Obst! Da sich Flüssigkeiten wie Wasser nicht komprimieren lassen, können dies theoretisch zig Tonnen Gewicht sein. Bei einem normalen Haushalts-Wasserdruck von 2,5 bar sind es immerhin 25,492 Tonnen die so auf einen Qudratmeter drücken.
1 bar | 1,5 bar | 2 bar | 2,5 bar | 3 bar | 4 bar |
10,197 Tonnen/m² | 15,295 Tonnen/m² | 20,394 Tonnen/m² | 25,492 Tonnen/m² | 30,591 Tonnen/m² | 40,788 Tonnen/m² |
Dabei ist es gar nicht nötig, das Wasser permanent durchlaufen zu lassen um den Druck zu halten. Lediglich die innere Gummimembrane der Saftpresse muss mit Wasser gefüllt werden. Dies ist aber gleichzeitig auch einer der wesentlichsten Nachteile der Wasserdruck-Obstpresse: Das Grundvolumen des Gummi-Zylinders bzw. Ballons vermindert die Füllmenge etwas. Und Sie verbrauchen bei jedem Pressvorgang etwas Wasser. Das große Volumen bzw. die Oberfläche bewirkt aber auch den Pressdruck aus der Wasserleitung, der sich mit ca. 2,5 bar flächig und gleichmäßig auf die gesamte Maische verteilt.
An die Obstpresse - Wasser marsch!
Die Funktion der Hydropresse ist im wesentlichen gleich wie bei jeder Apfelpresse bzw. Beerenpresse. Es wird wie bei jedem Entsafter mit seitlich offenem Presskorb ein spezielles Presstuch benötigt. Die Hydropresse sollte hierbei jedoch nicht mit einer hydraulischen Obstpresse verwechselt werden! Während bei einer Hydropresse der Wasserdurck der Leitung auf einen Ballon, die sogenannte Membrane drückt, wird bei einer hydraulischen Obstpresse das Pressgut mittels hydraulischer Zylinder und Motorkraft gepresst.
Die Bedienung und vor allem die Wartung einer Wasserdruckpresse ist gegenüber einer hydraulischen Presse somit denkbar einfach: Wie bei jeder anderen Obstpressen wird das Pressgut (z.B. Äpfel) in einen Presssack eingefüllt. Nun nur noch den metallenen Druckdeckel drauf und mit dem Schnellgewinde zuschrauben. jetzt muss lediglich noch das Hahn-Ventil zur Wasserleitung geöffnet werden, und schon baut sich der Druck in der Obstpresse auf. Leise, effizient und ohne jede Muskelkraft oder Strom. Ein Pressvorgang in einer Hydropresse dauert ähnlich lang wie bei Spindelpressen.
Da jedoch keine drehenden Teile verbaut sind, ist die Wartung bei der Hydropresse völlig einfach.* Die austauschbare Druckmembran hat eine Lebendauer von ca. 10 Jahren oder 1000 Pressvorgängen. Sonst kann kaum etwas kaputt gehen. Die Ventile an einer Wasserdurckpresse halten in etwa so lange wie jeder Wasserhahn. Also fast unbegrenzt. Angeschlossen wird die Hydropresse über einen handelsüblichen Wasserschlauch. Ansonsten kann bei der Hydropresse praktisch nichts kaputt gehen. Die Bauweise der inzwischen seit langer Zeit bewährten Hydropressen unterscheidet sich hierbei kaum. Egal ob von Herstellern wie Speidel, Lancman oder Fischer Kellereitechnik.
Eigentlich ist das Arbeiten mit Wasserdruck (zum Entsaften von Obst) genial...
Dennoch sind bei einer Hydropresse, wie bei jeder Obstpresse einige Dinge zu beachten. Pressen lässt sich mit der Wasserpresse alles, was auch mit einer normalen Obstpresse bzw. Weinpresse gekeltert wird. Von Trauben über Beeren-Obst bis hin zu festfleischigen Früchten wie Birnen oder Äpfeln. Um aber wirklich trockenes, also sehr gut ausgepresstes Obst zu erhalten, ist die Feinheit der Maische sehr wichtig, um ausreichend Abflusskanäle für den Saft zu haben. Dies gilt besonders bei Äpfeln. Grundsätzlich kann man sagen: je feiner gemaischt bzw. gemust wird, desto höher die Saftausbeute. Hier ist die Obstmühle zur Vorbereitung des Pressgutes entscheidend. Sehr grobe Stücke gehen, zumindest bei Äpfeln, nicht. Keine Obstpresse kann allerdings diese groben Stücke gut auspressen!
Die Wasserdurckpresse ist zwar sehr sparsam, benötigt praktisch keine Energie. Dennoch verbraucht man für einen Pressvorgang in etwa so viel Wasser, wie Saft unten raus kommt. Das Wasser verdrängt nämlich mit etwa 2 – 3 bar Hydrodruck den Saft im Obst. Wenn Sie also 50 Liter Saft gewinnen, haben Sie in etwa auch 50 Liter Wasser verbraucht. Die Kosten für Leitungswasser sind zwar nicht sehr hoch – und den Wasserdruck die eigentliche Energie zum Pressen bekommen sie hierbei auch völlig kostenlos und emissionsfrei! Wollen Sie dennoch Wasser sparen, dann fangen Sie das für den Pressvorgang benötigte Wasser anschließend am besten wieder auf und gießen damit z.b. Ihren Garten. So ist der effektive Wasserverbrauch einer Hydropresse gleich null. Der Energieaufwand ohnehin.
Fazit
Die Hydropresse ist ein eleganter Kompromiss aus sehr einfacher und wartungsfreier Technik, mit müheloser Kraftersparnis, ganz ohne elektrischen Strom.
Die Wasserpresse ist eigentlich für jeden Zweck als Kelter bzw. Maischepresse geeigent und leicht handhabbar. Die Hydropresse ist sowohl als Weinpresse / Beerenpresse, wie auch als universelle Obstpresse bzw. Maischepresse einsetzbar.
Überdenken sollten Sie die Anschaffung einer Hydro-Obstpresse nur, wenn der normale Wasserdruck in Ihrem Haus deutlich zu niedrig ist! Unter 2,5 bar Wasserdurck sollten Sie den Kauf einer Hydropresse überdenken. Dann funktioniert die Hydropresse ggf. nicht einwandfrei.
Für den etwas höheren Anschaffungspreis gegenüber einer manuellen bzw. mechanischen Spindelpresse wird man bei einer Hydropresse jedoch mit einer langen Lebensdauer, geringen Wartungskosten und bequemem Saftpressen entlohnt. Gegenüber einer hydraulischen oder pneumatischen Obstpresse spart man jedoch die zusätzlichen Aggregate. Und man liegt mit der Hydropresse somit Vergleich im Anschaffungspress und Wartungskosten meistens deutlich günstiger als mit einer elektrischen Mostpresse.
Weitere Informationen zu Obstpressen:
https://www.fischer-lahr.de/Weinverarbeitung/Obst-und-Beerenpressen/